26.02.2016 - GoldEsel Bandcontest

 

Die verrücktesten Planungen machen bekanntlich ja immer am meisten Spaß und man erlebt die tollsten, ungewöhnlichsten Dinge. So kam es dazu, dass wir eine Fanfahrt nach Wesel planten. Ich und mein kleines Auto spielten Sammeltaxi und boten so drei wunderbaren Menschen eine Mitfahrgelegenheit.

 

Da sich 140 Kilometer im Feierabendverkehr nicht immer ganz so reibungslos bewältigen lassen, fuhr ich extra früh los. Nach 3 Stunden, 2 kleinen Staus und einer Schafherde auf dem Seitenstreifen kamen wir beim Karo Jugendzentrum in Wesel an. Dort luden die Bands gerade fleißig ihre Sachen aus und so entschieden wir uns, noch eine Kleinigkeit essen zu gehen, um für den Abend gestärkt zu sein.

 

Bei der Veranstaltung, die wir besuchen wollten, handelte es sich um den Goldesel Contest. Zu gewinnen gab es zwei heiß begehrte Festival Slots, zum einen für das Eselrock Festival in Wesel und zum anderen für das Olgas Rock Festival in Oberhausen. Vier junge Bands traten an. Außerdem war als fünfte Band auch noch ein Special Guest angekündigt, der bereits einen Slot beim Eselrock sicher hat.

 

An sich stehe ich Contests allgemein eher skeptisch gegenüber, doch der Goldesel Contest hat mich ziemlich überzeugt. Im Gegensatz zu anderen Contests, bei denen nur mit Handzeichen oder Geklatsche abgestimmt wird, gab es hier Stimmzettel, auf denen zwei Stimmen abgegeben werden mussten. Dies sorgt dafür, dass nicht nur Fans und Freunde für die Band abstimmen, für die sie gekommen sind, sondern auch noch für eine andere Band, die sie überzeugt hat.

 

 

Wie bereits erwähnt, fand die Veranstaltung im Karo Jugendzentrum in Wesel statt, welches sich teilweise als sehr ungeeignet erwies. Der Abend war komplett ausverkauft und für die 200-250 Gäste war es sehr eng. Es war auch sehr ungünstig, dass die Bühne so groß war, wie der halbe Raum. Die Bands wird die Größe der Bühne allerdings gefreut haben. Zudem befand sich in der Mitte vor der Bühne eine breite Säule, welche die Sicht teilweise einschränkte. Mit so vielen Leuten in einem kleinen Raum passiert es auch ganz schnell, dass die Luft unerträglich stickig und warm wird. In den Pausen wurden zwar alle Fenster aufgerissen, um zu lüften, aber trotzdem war es teilweise so unerträglich, dass ich jede Gelegenheit nutzte, um an die frische Luft zu kommen. Getränke und Merch konnte man in einem kleinen Nachbarraum erwerben. Die Getränkeauswahl war auf wenige Standardgetränke begrenzt, was man in einem Jugendzentrum aber auch nicht anders erwarten kann. Alles in allem war die Locationwahl also eher ein Flop, aber wohl am günstigsten für die Veranstalter.

 

Als wir also nach unserem Restaurantbesuch im Karo ankamen, war es schon rappelvoll und wir versuchten uns zunächst ein wenig zu orientieren. Wir mussten nicht lange warten, da ging es auch schon los.

 

 

Den Anfang machte die Band "Max im Parkhaus" aus Schwerte/Dortmund. Eine noch relativ junge Band, die seit 2015 unter diesem neuen Namen auftritt. 2011 gegründet, nannten sie sich noch "Muted Noise". Meiner Meinung nach passt der neue Name auch viel besser zu der Musik, die die Jungs auf die Bühne bringen, nämlich soliden Deutsch-Pop mit gut durchdachten Texten. Besonders die Stimme des Sängers Kim Friehs und der passende melodische Klang des Keyboards gefällt mir sehr gut. Ich bin sowieso ein riesengroßer Liebhaber davon, wenn Bands gekonnt Keyboard oder Klavier Klänge in ihre Musik einbauen. Das gibt dem ganzen immer noch eine besondere Note.

 

Die Zweiten waren "Threepwood N Strings", eine Folk-Rock Band aus Marl. Die Vier zeigten ein breites Spektrum an Instrumenten, von Violine über Cajon bis hin zur Mandoline. Mich erinnerte die Band direkt an eine sehr bekannte Folk-Band aus England namens "Skinny Lister", die ich letztes Jahr auf einem Festival gesehen hatte. Folk ist aber eher eine Stilrichtung, die ich nicht ganz so gerne mag, da alles eher ähnlich und monoton klingt.

 

Umso mehr freute ich mich schon auf die nächste Band "Und wieder Oktober" aus Köln. Nicht nur, dass ich mich mit der Band direkt verbunden gefühlt habe, da sie ja praktisch aus der Heimat kommt, sie waren mir bereits vorher bei Instagram und Facebook aufgefallen. Mit der Musik hatte ich mich da noch gar nicht näher beschäftigt und freute mich auf einen ersten Live Eindruck.

 

 

"Und wieder Oktober", das sind Marc Frensch mit Gesang, Gitarre und am Piano, Sarah Kulawik, ebenfalls mit Gesang und am Piano, Simon Greif am Schlagzeug, Rike Müller mit Geige, Bass und E-Gitarre und Leona Püschel am Cello. Nur um euch mal aufzuzeigen, was für Multitalente da so am Werk sind.

 

Die fünf bezeichnen ihre Musik passend zu ihrem Namen als "Herbst-Pop" und so wunderschön klingt das ganze auch. Wenn man den wunderbaren Instrumenten und tollen Texten lauscht, dann fühlt man sich direkt, als würde man auf einer Bank in einem herbstlichen Park sitzen. Ich liebe es, wenn Musik einen in eine Fantasiewelt hinein zaubert.

 

Hier ein Video, damit ihr euch mal selbst einen kleinen Eindruck verschaffen könnt:

 

 

Vierter und letzter Finalist des Abends war die Band "Like a mess". Ich würde die Band am ehesten in die Hardrock Schublade einordnen. Die Regie übernimmt die Frontfrau der Band, welche ordentlich Power an den Tag legt. Diese Stilrichtung scheint so auch erstmals an diesem Abend sämtliche Männer vor die Bühne zu locken, denn im Gegensatz zu vorher steigt der Männeranteil deutlich. Auch mir hat die Musik sehr gut gefallen, mir wurde es nur leider dann ein bisschen zu eng und anstrengend vor der Bühne.

 

Bei besagtem Special Guest handelte es sich um die Band "Meine Zeit" aus Wesel, über die ich euch neulich schon berichtet hatte und die ich unbedingt nochmal sehen wollte. Daher war ich auch auf die Idee gekommen, diesen aufregenden Ausflug zu unternehmen. Abgesehen von Konzerten, die ich direkt mit einem Urlaub verbunden habe, ist dies bis jetzt das Konzert für das ich am weitesten gefahren bin.

 

Das letzte Mal hatte ich "Meine Zeit" ja nur akustisch kennengelernt und setzte hohe Erwartungen in das normale, rockige Set. Ich wurde absolut nicht enttäuscht. Die meisten Songs der Band sind so tiefgehend, dass ohne den festen, energiegeladenen, instrumentalen Hintergrund etwas fehlt. Auf der größeren Bühne heizen die Jungs so richtig ein und zeigen auch noch zu später Stunde, was wirklich in ihnen steckt.

 

 

Einen neuen Bassisten hatte die Band auch noch mit im Gepäck, der sich nach zwei Proben schon auf der Bühne versuchte. Mit Hilfe von einem kleinen Spickzettel auf dem Boden brachte er das komplette Set durchgehend ein solides Bassspiel hervor, dass den Songs noch viel mehr Stärke gab. Übrigens ist der Bassist auch gleichzeitig der Designer des Labels "home is where your heart is", der die ganze Band direkt mal eingekleidet hat. Im Nachhinein verstand ich dann auch, warum der Sänger erwähnte, dass er zum "Outfit-Check" müsse.

 

Die neuste EP "Aquamarin" hatte ich in den zwei Wochen vor dem Konzert so "gesuchtet", dass ich alle drei wundervollen Songs laut mitsingen konnte. Die Texte sind einfach so wunderbar, dass ich gar nicht genug davon bekommen kann.

 

So legte ich mir also auch noch direkt die etwas ältere EP "Lieder für dich" zu. Musikalisch ist diese zwar noch nicht ganz so ausgereift wie die nachfolgende EP und auch vom Stil her geht diese nochmal in eine etwas andere Richtung, aber schlechter macht sie das nicht. Auch hier sind die Lyrics einfach wunderbar, welche aber nochmal etwas melancholischer daher kommen. Vorallem der Text von "Nach dem Sturm" berührt mich sehr.

 

"Nach dem Sturm ist es still und das Meer wieder ruhig. Doch wie lange wird es dauern, bis die Sonne wieder scheint? Wie lange wird es dauern, bis dein Bild in mir verblasst? Wie lange wird es dauern, bis meine Seele nicht mehr weint?"

 

Ganz nach meinem Geschmack, was Lyrics angeht.

 

 

Um jetzt nicht zu weit abzuschweifen, kommt hier nun abschließend das Fazit zu Abend, was ich teilweise aber auch schon zu Beginn vorweg gegriffen habe. Es war ein so fantastischer und gelungener Abend, wie ich ihn selten erlebt habe. Es hat sich so gelohnt, den Weg auf sich zu nehmen. Mit den richtigen Menschen macht auch alles nochmal doppelt so viel Spaß, als wenn man alleine unterwegs ist. Auch die Menschen, die ich an dem Abend alle kennenlernen durfte, waren einfach nur wundervoll. Am Merchandise Stand habe ich mal wieder viel zu viel Geld gelassen, aber ich habe es auf keinen Fall bereut. Ich liebe alle Sachen, die ich an dem Abend erworben habe sehr. Außerdem haben wir uns vorgenommen, alle zusammen im Sommer nochmal zum Eselrock Festival / Olgas Rock Festival zu fahren. Darauf freue ich mich schon riesig.

 

Achja und fast hätte ich es vergessen. Hier noch zum Abschluss die Platzierungen der Bands nach dem Zuschauer- und Jury-Voting:

  1. Und wieder Oktober

  2. Like A Mess

  3. Max im Parkhaus
  4. Threepwood N Strings

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